Meldung vom: 24. April 2020, 18:30 Uhr
Seit sechs Wochen sind die Schulen wegen der anhaltenden Corona-Krise bundesweit geschlossen. Das stellt Lehrerinnen und Lehrer vor große Herausforderungen. Wenn der Unterricht nicht mehr in Klassenzimmer in der Gemeinschaft stattfinden kann, müssen Lehrkräfte neue Wege finden, wie sie ihrem pädagogischen Auftrag gerecht werden können. In vielen Fällen bedeutet das: Digitalisierung über Nacht. Ob und wie gut das bereits gelingt und welcher Unterstützungsbedarf weiterhin besteht, das zeigen Ergebnisse einer aktuellen Studie aus Thüringen.
Dafür hat ein Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Bärbel Kracke von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Dr. Benjamin Dreer von der Universität Erfurt Anfang April eine Online-Befragung unter rund 1.200 Thüringer Lehrkräften durchgeführt. Quer durch verschiedene Schularten und Schulamtsbereiche haben sie die Lehrerinnen und Lehrer nach Herausforderungen und Unterstützungsbedarfen in der aktuellen Situation sowie für den Neustart an den Schulen befragt.
Erste Ergebnisse der Studie liegen jetzt vor. Diese zeigen:
„Wir sehen, dass die plötzlichen Herausforderungen von vielen Lehrkräften kreativ bewältigt wurden. Vor allem Lehrkräfte an Schulen, die vor den Schulschließungen schon eine Kultur des selbstständigen Lernens der Schülerinnen und Schüler unterstützt durch digitale Lehre praktizierten, fühlten sich beim Distanzlernen weniger belastet. Wir sehen ein großes Bedürfnis der Lehrkräfte nach systematischen Konzepten für die Digitalisierung an Schulen, die sowohl Ausstattung als auch Weiterbildung sowie den pädagogischen Umgang mit Schülern mit größeren Unterstützungsbedarfen umfassen. Aus der Studie erhalten wir auch für die Lehrerbildung an der Universität Jena wertvolle Hinweise“, erklärt Prof. Kracke.
Die Ergebnisse der Erhebung werden nun gemeinsam mit Empfehlungen an das Kultusministerium übergeben. Die Initiative ist angedockt an ein gemeinsames Projekt der Unis in Erfurt und Jena zur Digitalisierung in der Lehrerbildung, an dem auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Thüringen beteiligt ist.